Neuer Wirkstoff lindert Neurodermitis-Beschwerden
Ein seit vielen Jahren erforschter neuer Neurodermitis-Behandlungsansatz wurde kürzlich erstmals an Patienten getestet. Die Ergebnisse sind vielversprechend.
Neurodermitis-Patienten werden in der Regel von häufigem Juckreiz gequält, der an den – geröteten, schuppigen und/oder trockenen – betroffenen Hautstellen entsteht. Hinzu kommt bei vielen auch eine soziale Einschränkung, wenn die Erkrankung für die Mitmenschen sichtbar ist. „Während sich Neurodermitis in leichterer Ausprägung noch mit äußerlichen Gegenmaßnahmen gut in Schach halten lässt, bildet die Therapie schwererer Formen nach wie vor eine dermatologische Herausforderung“, berichtet die in Berlin-Mitte praktizierende Hautärztin Dr. Sybille Thoma-Uszynski.
Nun aber gibt es neue Hoffnung für die Patienten: Wie eine im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ erschienene Studie erbrachte, kann ein neu entwickelter Wirkstoff die Fläche der belasteten Hautstellen in nur acht Wochen um die Hälfte zurückdrängen. So lautet das Kernergebnis der erstmaligen Erprobung das als Tablette einnehmbaren Mittels an Menschen. An der Studie nahmen 98 Probanden teil.
Wirkstoff blockiert Histamin-Rezeptoren
„Histamin-4-Rezeptor-Blocker“ nennt sich die Medizin-Innovation, an der Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) bereits seit vielen Jahren arbeiten. In zahlreichen Labor- und Mäuseversuchen wurde der Wirkstoff optimiert. Er blockiert die Histamin-Rezeptoren an den betroffenen Hautstellen. Das wirkt der Entzündung und dem Juckreiz entgegen.
„Wir gehen davon aus, dass der Histamin-4-Rezeptor-Blocker unabhängig von der Ursache der Neurodermitis wirkt, und untersuchen derzeit, welche Patienten am stärksten von der neuen Therapie profitieren können“, führt Studienmitautor Prof. Dr. Thomas Werfel von der MHH aus. Nebenwirkungen traten bei der Ersterprobung am Menschen nicht auf.
Nachdem diese erfolgreich verlaufen ist, steht derzeit eine länderübergreifende Folgestudie in den Startlöchern. 400 Patienten werden daran teilnehmen. Unter anderem soll dabei eruiert werden, welche Dosierung ideal ist.
Unter Neurodermitis leidet rund jedes zehnte Kind im Vorschulalter. Von den Erwachsenen sind 1 bis 2 Prozent betroffen. Ihnen allen könnte die Hannoveraner Neuentwicklung schon bald Linderung bringen.